Auszug aus der Geschichte von Lingenau

 

Lage: 11 Kilometer südlich von Dessau an der Kreisstrasse Dessau-Halle. Die Entfernung zur Bundesstraße 184 beträgt drei Kilometer und zur Bundesautobahn 9 vier Kilometer.
 
1268 erste urkundliche Erwähnung als „Lyndenowe prope Hoyerstorp“ (Urkunde F. Siegfrieds an die Kirche zu Dessau).
 
Für die Herkunft des Ortsnamens gibt es verschiedene Deutungen. Eine besagt, das der Name aus der Verbindung von Schulze (deutsch = „Aue“ oder alt „owe“) und dem Namen eines Mannes Lindo abgeleitet sei. Eine andere Möglichkeit könnte aus der Lage und örtlichen Beschaffenheit abgeleitet sein – „Dorf auf der Lindenau oder auf der linden Aue“ (Weyhe). Im Laufe der Zeit wurde aus Lyndenowe Lingenau.
 
 
Im 13. Jahrhundert gehörte Lingenau den Herrn von Steene. Die alte Dorfstätte lag einige hundert Meter nordwestlich des heutigen Forsthauses. Das Dorf wurde Ausgang des Mittelalters von seinen Bewohnern aber wieder aufgegeben.
 
 
Das Dorf muss über 2 Jahrhunderte „wüst“ gelegen haben (1547 Landregister des U.Parys).
 
Im Jahre 1713 ließ dann Fürst Leopold (der alte Dessauer) Lingenau als Einstrassendorf mit Kleinbauerngehöften neu anlegen. Er gab Land an Kleinbauern aus, die „fügsam“ waren. Die Bauernhöfe sind alle in dieser Zeit oder kurz danach in der Form des Dreiseitenhofes nach mitteldeutscher Art errichtet. Der Ort zählte damals 131 Einwohner in 26 Häusern. 1787 wurde Lingenau eingepfarrt nach Tornau (vorher Hinsdorf).
 
 
Seit Ende des 18. Jahrhunderts war die gesamte Heide eingezäunt. Am Nordausgang von Lingenau stand ein Torhaus mit Schranke. Damit wurde gesichert, das das vorhandene Wild nicht ausbrechen konnte.
 
Das Forsthaus am anderen Ende des Dorfes wurde 1907 errichtet. Das Gebäude des Lingenauer Gasthofes wurde im Jahre 1848 erbaut. Der ländliche Charakter des Hauses wurde auch nach der Rekonstruktion erhalten. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher aus Nah und Fern.
 
1939 zählte man in Lingenau 137 und 1993 165 Einwohner.
 

Im Jahre 1977 wurde im Ort eine neu errichte Konsum-Verkaufsstelle errichtet. Diese verlor nach der „Wende“ in der DDR im Jahre 1989 ihre wirtschaftliche Grundlage und wurde folglich wieder aufgegeben.

 
Das Dorf wurde ab dem Jahr 1994 um die Siedlung „Am Forsthaus erweitert“. Damit stieg die Bevölkerungszahl sprunghaft auf über 200 Einwohner an. Dieser Trend setzt sich durch das Schließen der Baulücke an der Hauptstrasse weiter fort.
 
Im März 1995 wurden die Einwohner des Ortes von Vertretern des Abfallzweckverbandes darüber informiert, dass im Waldgebiet nordöstlich von Lingenau und in unmittelbarer Ortsnähe auf einer Fläche von ca. 38 ha die Errichtung einer Reststoffdeponie in Betracht gezogen wird. Es ist dem engagierten Kampf einiger Bürger der Gemeinde zu verdanken, das dieses Unheil abgewendet werden konnte. Aus den einstigen „bürgerbewegten“ gründete sich am 10. September 1995 der „Lingenauer Bürgerverein e.V.“ Er ist bis heute zu einem wesentlichen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens des Ortes geworden.
 
In den 90-iger Jahren wurde im Rahmen einer ABM-Maßnahme am südwestlichen Dorfrand eine Freizeitanlage errichtet. Hier werden die jährlich stattfindenden Dorffeste abgehalten.
 
Im Jahr 2004 wurde die Kreisstrasse, an der Lingenau liegt, grundhaft erneuert. Der in diesem Zusammenhang verlängerte Fußweg verbindet nunmehr das gesamte Dorf. Das Ortsbild ist durch diese Maßnahme weiter verschönert worden.
 
 
Im Auftrag des Lingenauer Bürgervereins e.V. recherchiert von Steffen Dalichau